Am 3. und 4. September 2025 fand in Apolda die Jahresmitgliederversammlung des Gesamtverbandes der Deutschen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbände (GLFA) statt. Damit kehrte die Veranstaltung erstmals seit 2009 wieder nach Thüringen zurück. Zahlreiche Präsidenten und Geschäftsführer der Landesverbände, darunter auch Vertreter des Gartenbaus, nahmen daran teil.
Ein zentrales Thema war die aktuelle Mindestlohnpolitik. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hatte kürzlich eine beantragte Sonderregelung für Saisonbeschäftigte abgelehnt. Gemeinsam mit weiteren Verbänden will der GLFA nun ein Gutachten in Auftrag geben, welches die rechtlichen Möglichkeiten einer solchen Regelung prüft.
Im Zusammenhang mit der Mindestlohnfrage wurde auf eine aktuelle Umfrage der Bertelsmann Stiftung verwiesen. Demnach bevorzugt fast jeder fünfte Jugendliche den direkten Einstieg ins Berufsleben gegenüber einer Ausbildung – auch wenn dies bedeutet, ohne Qualifikation in einfachen Tätigkeiten zu verbleiben. Diese Entwicklung verstärkt die Sorge vor einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels.
Positiv bewertet wurde der Beschluss des Bundeskabinetts, die kurzfristige Beschäftigung von bislang 70 auf 90 Arbeitstage auszuweiten, eine Forderung des Berufsstandes. Diese Regelung gilt künftig ganzjährig und nicht mehr nur für die Saisonbetriebe im Obst-, Gemüse- und Weinbau. Ergänzend wurde die alternative Zeitgrenze von drei Kalendermonaten auf 15 Wochen verlängert. Nach Einschätzung der Versammlungsteilnehmer bleibt jedoch weiterhin eine rechtssichere Ausgestaltung dieser Beschäftigungsform dringend erforderlich.
Beraten wurde auch über die Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit. Da dies für die Berufsgenossenschaften erhebliche Zusatzkosten nach sich zieht, betonten die Teilnehmer die Notwendigkeit einer wissenschaftlich fundierten und differenzierten Prüfung.
Ein weiteres Anliegen der Versammlung war die Forderung, die Ernährungssicherung als Staatsziel in das Grundgesetz aufzunehmen.
Im organisatorischen Teil wurden turnusgemäß Wahlen durchgeführt. Präsident Hans-Benno Wichert, seit 2022 im Amt, wurde einstimmig bestätigt. Auch die Vizepräsidenten Ulrich Löhr und Lutz Eimecke erhielten das Vertrauen der Delegierten. Neu in das Präsidium gewählt wurde Alexandra Schneider, Präsidentin des Hessischen Land- und Forstwirtschaftlichen Arbeitgeberverbandes. Ebenfalls einstimmig wiedergewählt wurden die Rechnungsprüfer.
Als politischer Gast nahm Staatssekretär Marcus Malsch vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und ländlichen Raum teil. Er stellte den neuen Politikstil der Landesregierung vor und erläuterte die agrarpolitischen Leitlinien des Landes. Malsch betonte die Notwendigkeit einer politischen Neuausrichtung. Strukturen müssten überprüft, Bürokratie auf das Wesentliche reduziert und der Austausch mit der Praxis gestärkt werden. Sein Leitmotiv: „Miteinander reden – Problem verstehen – Problem lösen.“ Im Anschluss wurden die zuvor diskutierten Themen mit ihm vertieft und in einer lebhaften Debatte weitergeführt.
Auch das Rahmenprogramm bot interessante Einblicke in Kultur und Landwirtschaft der Region. So besuchten die Teilnehmer das Kloßmuseum in Heichelheim, wo sie mehr über die Geschichte und Ursprünge des Thüringer Kloßes erfuhren – das traditionelle Kartoffelgericht, das seit dem 18. Jahrhundert fest zur regionalen Küche gehört und heute als Thüringer Kulturgut gilt. Außerdem wurden noch weitere Produkte vorgestellt, die dort aus Kartoffel hergestellt werden.
Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch der Agrargesellschaft Pfiffelbach mbH. Der Betrieb bewirtschaftet rund 5.000 Hektar im Weimarer Land mit Schwerpunkt auf Getreide, Raps, Kartoffeln, Leguminosen, Zuckerrüben und Futterpflanzen. Zudem hält das Unternehmen über 1.100 Milchkühe in modernen Laufställen und ist in der Ferkelaufzucht aktiv. Durch Photovoltaik- und Biogasanlagen erzeugt der Betrieb nachhaltig Strom und Wärme und folgt konsequent dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Vorgestellt wurde die Agrargesellschaft von Geschäftsführer Dr. Justus Lattke, zugleich Präsidiumsmitglied des Thüringer Arbeitgeberverbandes, sowie von seiner Kollegin Katharina Witt, die den Bereich Milchwirtschaft vorstellte. Die Ausführungen stießen auf großes Interesse.