Themenschwerpunkt:
Plattformen für den Dialog
Fachlicher Austausch zum Thüringer Milchtag & den Oßmannstedter Gesprächen
Inhalt:
Familienbetriebe wählen 3
Oßmannstedter Gespräche 5
Grundsteuerreform 7
Strip-Till-Projekt 12
Landwirte und Imker – eine langjährige Partnerschaft
von Doreen Rath, Vizepräsidentin des Thüringer Bauernverbandes
Landwirte und Imker sind seit jeher Erntepartner – sie arbeiten mit und in der Natur, produzieren hochwertige Lebensmittel und tragen gemeinsam zum Erhalt unserer Kulturlandschaft bei. Wenn man es genau betrachtet, sind sich Landwirte und Imker in vielerlei Hinsicht doch erstaunlich ähnlich: sobald die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr kommen, werden beide unruhig und müssen raus auf die Felder. Zudem stehen beide regelmäßig vor der Herausforderung, dass ihre „Mitarbeiter“ ihren eigenen Kopf haben – sei es die Biene, die lieber zur Nachbarwiese fliegt, oder die Milchkuh, die sich ausgerechnet den matschigsten Fleck auf der Weide zum Liegen aussucht.
Natürlich gibt es auch Reibungspunkte, insbesondere wenn es um die Themen Pflanzenschutz und Flächenbewirtschaftung geht. Da können die Meinungen schonmal weit auseinander gehen. Umso wichtiger sind eine sachlich fundierte Aufklärung, gegenseitiges Verständnis und ein bisschen Vertrauen. Oftmals liegt es aber auch an politischen Vorgaben, die beiden das Leben schwer machen. Zu nennen wäre hier beispielsweise das Beizverbot im Raps. Der Raps spielt in Deutschland eine zentrale Rolle – sowohl in der Fruchtfolge der Landwirte als auch als Trachtpflanze für Bienen. Mit seinem frühen Blühzeitpunkt, seinem hochwertigen Pollen und seinem reichen Nektarfluss ist er eine der wichtigsten
Nahrungsquellen für Honigbienen und viele andere Bestäuber und damit die „Cash-Crop“ für Imker. Gleichzeitig liefert Raps wertvolles Öl für Lebensmittel, Biodiesel und Viehfutter. Durch das Beizverbot müssen Landwirte nun häufiger großflächig mit Insektiziden spritzen, um Schädlinge wie den Rapserdfloh oder die Kleine Kohlfliege zu kontrollieren. Hierdurch entfaltet sich jedoch oft eine breitere Wirkung auf Nützlinge als das bei der Saatgutbeizung der Fall ist, die gezielter und wirkstoffsparender wirkt. Der Wegfall relevanter Lösungen und Wirkstoffe im Pflanzenschutz beim Raps führt unweigerlich zu Behandlungslücken gegen Schädlinge und Krankheiten, die für den deutschen Rapsanbau den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit bedeuten. Wenn es so weiter geht, wird der Rapsanbau in Thüringen kaum noch ökonomisch abzubilden sein, was dann auch negative Folgen für Imker nach sich zieht. An dieser Stelle sollte also eine differenziertere Betrachtung des Beizverbotes erfolgen.
Die Debatte um den Raps zeigt: Landwirte und Imker sitzen bei vielen Herausforderungen im selben Boot – oder besser gesagt: auf der gleichen Blüte. Nur durch Dialog und gemeinsame Lösungen können wir eine nachhaltige, vielfältige und produktive Kulturlandschaft bewahren. Denn letztlich gilt: „Wo Bauern säen und Bienen fliegen, wächst eine Zukunft für alle.“
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